Verein
Die Geschichtswerkstatt Jena entstand als Verein symbolträchtig am 17. Juni 1995, dem Jahrestag des Volksaufstandes 1953. Zugrunde lag eine Empfehlung der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Geschichte von Opposition und Widerstand auch außeruniversitär und zivilgesellschaftlich aufzuarbeiten. Bei einer ihrer Sitzungen 1994 vor Ort in Jena stellte die Kommission fest, dass die Industrie- und Universitätsstadt in Bezug auf widerständiges Verhalten und oppositionelle Gruppen eine bedeutende Rolle gespielt hat.
Von Anbeginn hatten die Gründungsmitglieder eine professionell gestaltete und an ein breites Publikum adressierte Zeitschrift im Sinn. Als sich abzeichnete, dass der junge Verein Büros in der ehemaligen Stasi-Kreisdienststelle in der Gerbergasse Nummer 18 beziehen würden, entstand der Arbeitstitel „Gerbergasse 18“. Letztlich beließen wir es bei dieser provisorischen Werkstatt-Adresse und sind damit in drei Jahrzehnten weit über Jena und Thüringen hinaus bekannt geworden. Der Zeitschriftentitel wurde zum Markenkern für Aufarbeitung in und aus Jena.
Die Redaktion startete im Juni 1996 mit Heft 1 ohne Marktanalyse oder Werbeetat, stieß aber schnell auf großes Interesse beim Publikum. Mittlerweile haben wir über 110 Ausgaben publiziert (Stand: Sommer 2024). Die Vierteljahresschrift ist inzwischen bundesweit verbreitet und hat auch zahlreiche Abonnenten im Ausland. Mitherausgeber ist der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Im Mittelpunkt der Vereinsaktivitäten steht die Herausgabe der „Gerbergasse 18“ mit vier Ausgaben pro Jahr. Zur Vereinsarbeit gehören außerdem Zeitzeugenprojekte (im Rahmen der Reihe "Zeitzeugenwerkstatt"), zeithistorische und lokalgeschichtliche Forschungen, Veranstaltungen sowie Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche. Im Jahr 2019 erhielt die „Gerbergasse 18“ einen Sonderpreis des Karl-Wilhelm-Fricke-Preises der Bundesstiftung Aufarbeitung. Die Geschichtswerkstatt Jena ist Mitglied des Geschichtsverbundes Thüringen, einer Arbeitsgemeinschaft zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Die Geschichtswerkstatt Jena e. V. wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Stadt Jena und der Thüringer Staatskanzlei gefördert. Unsere Vereinssatzung können sie hier einsehen (Fassung vom 24. Februar 2017).